Schellack Handpolitur
Die „hohe Schule" der Oberflächenbehandlung
- Wilhelm Busch
Über neue Seewege und Handelsbeziehungen mit dem Nahen und Fernen Osten brachten Seefahrer im 17.Jahrhundert den bis dahin unbekannten Schellack nach Europa. Schellack ist eine Harzabsonderung einer Schildlausart, die sich von dem Saft bestimmter Bäume in Indien und anderswo ernährt. Diese Schellackplättchen werden in Weingeist (also Alkohol oder Spiritus) aufgelöst und ergaben einen dünnflüssigen, schnelltrockenen Lack. Da Schellack nicht nur rasch, sondern auch sehr hart auftrocknet, wurde er zusammen mit weicheren und etwas langsamer auftrocknenden Harzen, wie Mastix oder Terpentin, zu einer polierfähigen Mischung aufgelöst. Wie bei der Lackzubereitung in den Lackierwerkstätten, so wurden auch die verschiedenen Rezepte der Schellackpolituren und deren Verarbeitung von den Poliermeistern streng gehütet. Rezepturen, Arbeitsablauf und räumliche Bedingungen sind heutzutage kein Geheimnis mehr.
Zum Polieren geeignet sind mittel bis feinporige Harthölzer wie: Kirsche, Birne, Ahorn, Birke, Nussbaum, Mahagoni. Selten poliert wird dagegen Holz wie Eiche oder Esche, da kaum ein einheitliches Oberflächenbild entsteht, d.h. die Politur „sackt“ immer wieder in die Poren ab. Auch Weichholz ist zum Polieren ungeeignet. Am besten lässt sich der Polierballen auf glatten Flächen verreiben. Selbstverständlich lassen sich alle Hölzer mit Schellack glänzend lackieren, jedoch zum richtig hochglänzend polieren mit den besten Ergebnissen eignen sich eher die zuerst genannten Hölzer und noch einige Exoten mehr.
Zierleisten, Schnitzereien oder Gedrechseltes wird man nur in Ausnahmen mit einem kleinen Polierballen „ausziehen“. Im allgemeinen werden diese Teile mit einer dünnen Schellackpolitur oder dem sogenannten „Petersburger Lack“ gestrichen und dann, nach langer Trocknungszeit, mit dem Ballen ausgezogen.
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Polierte Möbel - Beispiele
Sekretär, Ebenholz, Elfenbein, um 1780
Dieses Erbstück war der Urgroßmutter des Kunden ihr liebstes Stück.
Die Oberfläche war erheblich in die Jahre gekommen. In Ebenholz/ebonisiertem Birnbaum, Bein/ Elfenbein, Birnbaum und anderen Hölzern furniert, originale von Hand getriebene Messingauflagen. Hier Bilder vor und nach erfolgter Restaurierung. Besonderes Augenmerk hier die allerfeinst gravierten Beinauflagen die ein bearbeiten mit schleifenden Werkzeugen ausschloss. Oberfläche Schellack hochglänzend poliert. Ein herausragendes Einzelstück mit ausgezeichneter Marketerie.
Unrestauriert
Restauriert
Damensekretär, Messing, Schildpatt, um 1860
im Stil Charles Boulle gefertigt
Sekretär in Pappel/ Linde gefertigt mit ebonisierten Ahorn, Messing, Schildpatt rot unterlegt überreich furniert. Die Messingeinlegearbeiten sind fein ziseliert und graviert. Das Stück ist als reines Schaustück gefertigt um tatsächlich an der Arbeitsplatte zu schreiben müsste die Aufhängung selbiger viel stärker ausgeführt werden.
Wie bei vielen Stücken in dieser Arbeit haben sich auch hier die Messingeinlagen vom Blindholz gelöst und sind leider zum Teil flächig verloren gegangen. Der allgemeine Zustand vor der Restaurierung stellt sich wie folgt dar:
In Rücksprache mit den Kunden haben wir folgende Restaurierungs- und Bestanderhaltungsmaßnahmen durchgeführt:
Diese Arbeit habe ich im Festpreis durchgeführt. Alle hinzugekauften Artikel wurden extra berechnet.
Unrestauriert
Restauriert
Schatulle, Schildpatt, Messing, um 1835
Furnierarbeit in Perfektion
Schatullen dieser Art sind äußerst selten zu bekommen und dann häufig, wie in diesem Fall, in einem bedauernswertem Zustand. Eine Restaurierung ist endsprechend aufwändig.Diese Schatulle habe ich über meinen Online Shop an einen Sammler im Stuttgarter Raum verkauft.
Hier umfangreiche Bilder vor, während und nach der Restaurierung.
Diese Schatulle ist nicht, wie so oft, in schwarz gebeizten Birnbaum furniert sondern mit dem weitaus teurerem Ebenholz furniert. Die Einlegearbeiten finden sich nicht nur auf dem Deckel sondern setzen sich über den ganzen Korpus fort. Die Ecken sind sehr aufwendig gestaltet. Schatullen dieser Art sind ausschließlich für den wohlhabenden Adel gefertigt worden und dementsprechend selten. Der Spiegelrahmen innen ist in massiven Berberitzen Holz gefertigt.
Haben Sie auch einige Schätzchen die Ihnen sehr am Herzen liegen und einmal aufgearbeitet werden sollten? Mailen Sie mir ein paar Bilder wir telefonieren miteinander und ich mache Ihnen gern ein Angebot; wenn Sie möchten auch zum Festpreis.
Nähtischen, Rokoko, Barock, um 1760
allerfeinst gearbeitet
Die Unterseite der aufklappbaren Deckplatte ist sehr schön in den verschiedensten Edelhözern furniert und auch diese Seite sollte einmal präsentiert werden. Das Innenleben war spartanisch gehalten, die Wirkung lag im äußeren. So lag es nahe, innen das Nähtischen mit dunkelgrünen Samt auszukleiden und mit einer vom Glaserangefertigten 8-eckigen Glasplatte mit Griffloch auszustatten.
Damit waren 3 Kriterien erfüllt, der Hausherr hatte eine weitere Möglichkeit seine umfangreiche Tabak und Schnupftabakdosensammlung unterzubringen, die Unterseite der Deckplatte konnte gesehen werden, und die Hausherrin hatte ausreichend Gelegenheit, eine Lampe, Blumenvase, oder ähnliches auf der Glasplatte aufzustellen.
Likörschatullen, Advokatenbar, Cave, um 1820-70
Sammlerkonvolut zum überarbeiten
Ein Sammler aus dem Stuttgarter Raum brachte einige seiner guten Stücke zu mir zum aufarbeiten.
Hier zwei besonders ausgefallende Stücke aus der Sammlung. Es kommen die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz. Hier unter anderen sehr schöne rot unterlegte Schildpattarbeiten mit feinen ziselierten Messingintarsien.
Die Stücke habe ich teilweise neu verleimt, gereinigt um den Messingglanz hervorzuheben, und, wo erforderlich, neu schwarz gebeizt abschließend neu mit Schellack hochglänzend poliert. Natürlich auch passende Schlüssel fertigen und die Klapp- und Schließmechanismen wieder einwandfrei in Form und Funktion herstellen.
Eckschrank, Mahagoni, furniert, um 1870
Kleiner furnierter Eckschrank nach erfolgter Restaurierung und glänzender Schellackpolitur. Der Sockelbereich ist in den 50iger Jahren einmal sehr einfach ersetzt worden und ich habe mich bemüht den Schaden zu beheben und den noch vorhandenen Originalzustand weitgehend zu erhalten und rekonstruieren. Das Anfertigen eines zeittypisch passenden Schlüssels ist obligatorisch.
Esstisch, Ahorn, Nussbaum, Schwarznuss furniert, um 1830
Platte abklappbar, wahrscheinlich Wien
Über dem Tisch hing beim Kunden ein großer Kristalllüster der sich verselbstständigt und auf der Tischplatte ausgebreitet hatte. Das Schadensbild war also beträchtlich.
Sie sehen auf zwei Bildern die Tischplatte nach dem Reinigen der Oberfläche und ausbessern der vom Lüster angerichteten Schäden und auf den weiteren Bildern den restaurierten Tisch hier fertig hochglänzend Schellack poliert unmittelbar vor Auslieferung zum Kunden. Der Lüster wurde, nachdem der restaurierte Tisch beim Kunden wieder seinen Platz eingenommen hatte, von seinem Platz, nach einigen hin und her, verdammt.
Tabernakelsekretär, Nussbaum furniert, Barock, um 1750
eines der wenigen noch erhaltenen Stücke
Diese Arbeit habe ich im Festpreis durchgeführt. Alle hinzugekauften Artikel wurden extra berechnet.
Zustandsbeschreibung:
Der Sekretär befand sich in einen dem Alter und Gebrauch endsprechenden Zustand.
Vorherige Restaurierungen waren erkennbar, das Starkfurnier stellenweise sehr dünn ausgeschliffen, die Lederplatte mit einen dickeren Leder überklebt, ausbleichen des Nussbaumfurniers durch Sonneneinstrahlung, alle Schlüssel bis auf einen der auch nicht überall passte fehlten, diverse Furnierstücke waren vollständig abgängig.
Blindholz Fichte/Kiefer mit Nuss, Wurzelnuss/ Walnuss furniert, Beschläge vollzählig, 32 Stück Schlösser original handgefertigt vollzählig vorhanden.
Folgende Arbeiten wurden abgesprochen:
Zusätzlich habe ich mit dem Kunden vereinbart einen Satz von 24 Schlüsseln anzufertigen die in jedem Schloss passen sollten.
Von den angefertigten Schlüsseln habe ich hier einige Detailfotos.
Die Schlüssel wurden separat abgerechnet.
Der Kunde war, obwohl er während der Restaurierungsarbeiten mehrfach in der Werkstatt war, von dem Ergebnis begeistert und meinte er hätte nicht gedacht das die Arbeiten so zeitnah und termingerecht zum Abschluss kommen.
Ebenfalls zeigte er sich davon beeindruckt, dass mündlich getroffene Vereinbarung verbindlich eingehalten wurden.
Kommode, Nussbaum furniert, Klassizismus, um 1790
mit reichen Bandintarsien
Die Kommode habe ich glänzend Schellack mit dem Ballen handpoliert und die Deckplatte, auf Wunsch des Kunden, strapazierfähig decklackiert. Die von mir in der Werkstatt verwendeten modernen Decklacke sind geprüft reversibel das heißt, diese Lacke lassen sich, mit in einer Restauratorenwerkstatt üblichen Lösemitteln, wieder rückstandsfrei endfernen.
Den Griffen waren teilweise die Ringe verloren gegangen und ich habe passende Ersatz beschafft und auch hier wieder passende Schlüssel in massiv Messing gefeilt. Die Schlösser funktionieren wieder einwandfrei und die Schubkästen gehen auch wieder leichtgängig.
Damensekretär, Nussbaum furniert, Barock, um 1760
kleines feines Möbel
Die Kundin hatte diesen Sekretär immer fest in eine Ecke gestellt, denn das Untergestell war derart wackelig, das sie Angst hatte das Stück würde zusammenbrechen.
Neben dem Nussbaum kommen noch andere Hölzer wie Esche, Pflaume Ahorn, ebonisierte Birne/Stechpalme zum Einsatz. Das Untergestell haben wir mit dem vom mir im Shop angebotenen Fischleim neu verleimt und ebenfalls einige Stücke des Sägefurniers neu gefestigt. Die schwarzen Fassungen sind ebenfalls aufgefrischt. Schloss und Schlüssel waren vorhanden. Das ganze Stück ist mit Lösmittel gereinigt und mit Schellack hochglänzend neu poliert worden.
Hier vor der Auslieferung zum Kunden.